Der blonde Hurrikan by P. Howard

Der blonde Hurrikan by P. Howard

Autor:P. Howard [Howard, P.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Eulenspiegel Verlag
veröffentlicht: 2013-12-31T23:00:00+00:00


3

Die Feuerwehr fuhr vor. Angeführt vom Offiziersstellvertreter Zobelmann. Der Wagen rollte blitzschnell heran, ein Dreieinhalbgespann, drei Pferde und ein Maulesel. Zobelmann stieß vor allem ins Horn.

Eine ansehnliche Zahl Frühaufsteher hatte sich bereits um das Schloss versammelt. Sie sahen neugierig zu der traurigen Figur im Blindfenster hinauf, deren Hosenbeine wie Extraregenrinnen Wasser spien.

»Vorwärts!« kommandierte Zobelmann. Die Leiter stieß gegen die Mauer, und Herr Löwi, der Oberfeuerwehrmann, kletterte hinauf. Die gesamte Bevölkerung von Mügli am See war um das Schloss versammelt.

Um ein Haar wäre Herr Wollishoff der Feuerwehr zuvorgekommen. Er hatte tief und fest geschlafen, als seine Tochter ihn weckte. Grete war nämlich gegen ein Uhr durch heftige Magenkrämpfe erwacht. Das viele doppelkohlensaure Natron, das Dr. Rüdiger Rancing statt eines Schlafmittels verordnet hatte, machte ihren Magen rebellisch. Der Doktor hatte nämlich den Eindruck gewonnen, Rancing bilde sich bloß etwas ein, keine seltene Erscheinung bei blutarmen Menschen, und rief deshalb beim Apotheker an, er solle dem Mann statt eines Schlafmittels Natron verabreichen. Grete weckte also ihren Vater und teilte ihm erschrocken mit, die Feuerwehr halte vor dem Schloss im Beisein der gesamten Bevölkerung eine Parade ab.

Wollishoff rannte im Schlafrock hinaus in den Park, blickte in die von der Leiter angezeigte Richtung und lief dann zurück ins Haus. Als er wieder erschien, hatte er eine Flinte bei sich und nahm den über Gretes Balkon hockenden Rancing aufs Korn.

Zweifellos wäre es eine einfachere Lösung gewesen, den Gast vom Rand des Blindfensters abzuschießen. Vielleicht wäre das sogar Rancing selbst recht gewesen. Doch im letzten Augenblick packte Zobelmann den Lauf der Flinte.

»Ziehen Sie sich was an!« schmetterte er Wollishoff ins Ohr. »Sie erkälten sich!«

»Ich erschieße ihn!«

»Erst wenn wir ihn heruntergeholt haben. Sie glauben doch nicht, dass wir umsonst ausgezogen sind!« Und schon kommandierte er. »Zwei Mann halten den Herrn Rat fest!«

Die Rettung nahm ihren Fortgang. Es währte keine halbe Stunde, und Rancing erreichte unter Hochrufen und Hüteschwenken festen Boden. Mit unartikuliertem Geheul, Sirenengeheul, erklärte Eddy dem Herrn Rat, den zwei Leute festhielten, er sei tödlich verliebt in seine Tochter und wolle um ihre Hand anhalten.

»Ich wollte ihr meine Liebe in einer romantischen Balkonszene erklären!«

»Was für Zähne?« brüllte Wollishoff.

»Nachts sollte unter dem Balkon der Jüngling erscheinen und seine Liebe gestehen. Es wäre so schön gewesen. Ein großer Dichter hat diese Szene schon einmal geschrieben.«

»Er meint mich!« ließ sich Herr Maxl vernehmen. »In Wilhelm Tell geschah es.«

»Ich liebe Ihre Tochter und möchte sie heiraten!« schmetterte Eddy.

»Was sagt er?« fragte der Hausherr Herrn Löwi, der mit dem Rohr in der Hand daneben stand.

»Er liebt Ihre Tochter!« dröhnte der Feuerwehrmann so laut, dass sämtliche Fenster des Schlosses schepperten.

»Er liebt Ihre Tochter!« brauste es nun schon aus der Menge wie Chorgesang.

»Dotter? Was für Dotter?« kreischte der Alte verständnislos.

Nun trat aber Grete, die bisher abseits gestanden hatte, vor und warf sich Eddy an die Brust. Das begriff dann auch der Alte und ging schlafen.

Die Alpenspitzen schüttelten die Wolken, die wie schmutzige Wattebäusche aussahen, an diesem Morgen ab.

Eddy sandte folgendes Telegramm an seinen Onkel: »Habe mich mit Buddha verlobt, komme sofort, Eddy«.



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